Buchvorstellung: Regionalveranstaltung in Berlin
Wie Geschichte in die Gegenwart hinein reicht, lässt sich am Beispiel des am Rande von Jerusalem gelegenen palästinensischen Dorfes Issawiya sehen. Mit dem Teilungsplan der UN für das britische Mandatsgebiet Palästina vom November 1947 wurde zugleich beschlossen, dass Jerusalem ungeteilt in die Obhut der UN übergehen sollte. Doch der Israelisch-Arabische Krieg vereitelte 1948 diesen Plan. Jerusalem wurde in Ost und West geteilt mit einer Exklave im Nordosten der Stadt. In dieser lag auch das Dorf Issawiya.
Die nicht erst ab diesem Zeitpunkt auf die Exklave gerichteten Souveränitätsansprüche Israels und Jordaniens sind prototypisch für die Auseinandersetzung um territoriale Vormachtstellungen im Heiligen Land. Bis heute sind die Folgen dieser Entwicklungen nicht nur in Jerusalem spürbar. Immer wieder wird die Annexion palästinensischer Gebiete zum politischen Thema. Erst jüngst, am 22. Oktober 2025, hat die Knesset in einer ersten Abstimmung einen Gesetzentwurf befürwortet, der die Annexion des West-Jordanlands vorsieht.
Die Historikerin Yfaat Weiss untersucht zum ersten Mal auf der Basis der weltweit verstreuten Quellen die Geschichte dieser Exklave bis zum Sechs-Tage-Krieg 1967: die vergeblichen Versuche der UN, Frieden zwischen den Konfliktparteien Jordanien und Israel zu stiften, die dagegen gerichteten Souveränitätsansprüche beider Parteien, die ausgelagerten Bestände der Nationalbibliothek, die verlassenen Institute der Hebräischen Universität, der biblische Zoo mit hungernden Tieren, der verwahrloste Friedhof der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten des Commonwealth, das zweckentfremdete Auguste-Viktoria-Gelände.
Prof. Dr. Yfaat Weiss lehrt Neuere und Jüdische Geschichte in Jerusalem und Leipzig, wo sie das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow leitet. Unter anderem hat Yfaat Weiss zur Geschichte der Hebräischen Universität, zum literarischen Gebrauch des Hebräischen in Europa in der Zwischenkriegszeit sowie zur Geschichte des Zionismus publiziert. 2012 erhielt sie den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken für die deutsche Ausgabe ihres Buches Verdrängte Nachbarn. Wadi Salib – Haifas enteignete Erinnerung.
Das Buch ist im Jüdischen Verlag bei Suhrkamp erschienen (2025).
Die Veranstaltung findet statt am
Dienstag, den 9. Dezember 2025
um 19.00 Uhr
im Café JEUDI Bar
Gierkeplatz 11
10585 Berlin-Charlottenburg
Anmeldung bis 5. Dezember 2025 an: info@dijv.de.