Was haben die Kirche Am Hohenzollernplatz und die Knesset in Jerusalem gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig, doch beide Bauten sind architektonische Meisterwerke, wegweisende Wahrzeichen und – das vor allem: Sie stammen beide aus der Feder von Ossip Klarwein (1893-1970). Eine bemerkenswerte Ausstellung in der Wilmersdorfer Kirche beleuchtet Leben und Werk des in Vergessenheit geratenen polnisch-deutsch-israelischen Architekten.
Bis 1933 war Klarwein Chefarchitekt im Büro des weltbekannten Hamburger Architekten Fritz Höger, und er war maßgeblich an dem Entwurf der Kirche Am Hohenzollernplatz beteiligt, die ganz im spätexpressionistischen Baustil daherkommt. Trotz der aufkommenden braunen Gefahr wurde der markante Sakralbau mit seiner Klinkerfassade und seinem 60 Meter hohen, monumentalen Turm erst im März 1933 eingeweiht. Wenig überraschend ist, dass genau zu dieser Zeit Klarwein wegen seiner jüdischen Herkunft – er war inzwischen zum Katholizismus konvertiert – arbeitslos wurde und mit seiner Familie nach Palästina emigrierte.
Nur langsam fasste er dort Fuß, gründete Ende der 40-iger Jahre ein Architektur-Büro, bekam öffentliche Aufträge und gewann schließlich 1957 den Wettbewerb zum Bau der Knesset, dem israelischen Parlamentsgebäude mit seinen berühmten Chagall-Fenstern. Die 1966 fertiggestellte Knesset sowie zahlreiche realisierte Klarwein-Entwürfe prägen bis heute nicht nur das Stadtbild von Jerusalem, Tel Aviv, Haifa oder Nahariya, sondern erinnern vor allem an einen großen fast vergessenen Baumeister.
Die Ausstellung des Aktiven Museums Berlin e.V, die von der Journalistin und Historikerin Jacqueline Hénard kuratiert wurde, ist das Ergebnis jahrelanger Recherche in Deutschland und Israel, finanziert und unterstützt von verschiedenen Stiftungen und öffentlicher Förderung.
Die Führung findet statt am:
Dienstag, den 14. Oktober 2025
um 17.00 Uhr
In der Kirche Am Hohenzollernplatz
Nassauische Straße 66, 10717 Berlin
Eintritt frei
Anmeldung bis zum 10. Oktober 2025 per Mail an info@dijv.de