Aus Fremden wurden Freunde – mit diesem tief bewegenden Gefühl kehrten die knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und Israel von der DIJV-Jugendtagung zurück. Eine Woche lang, vom 7. bis 14. September 2025, hatten sie in Brandenburg und Berlin nicht nur über aktuelle Rechtsfragen diskutiert, sondern auch intensive Begegnungen erlebt, die weit über den fachlichen Austausch hinausgingen.
Die Tagung bot ein hochkarätiges Programm mit Vorträgen namhafter Referentinnen und Referenten aus beiden Ländern. Im Mittelpunkt standen drängende Fragen unserer Zeit: Wie können Demokratien angesichts populistischer Bewegungen und gezielter Angriffe auf den Rechtsstaat bestehen? Welche Chancen und vor allem welche Risiken birgt der Einsatz Künstlicher Intelligenz für den Rechtsstaat, und wie lässt sich Missbrauch verhindern? Besonders eindrucksvoll war der Beitrag des israelischen Professors Aviv Gaon, der unter dem Titel „From Books to Bots – Legal Education in the AI-Era“ die Herausforderungen juristischer Ausbildung im Zeitalter von KI beleuchtete. Mit den aktuellen Umbauplänen der israelischen Justiz befasste sich Prof. Yaniv Roznai von der Reichman-Universität in Herzliya. Und Dr. Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg, sprach offen über jüdisches Leben in Deutschland heute und die bedrückende Sicherheitslage angesichts wachsenden Antisemitismus.
Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch bei der Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, Dr. Stefanie Hubig. Mit großer Herzlichkeit begrüßte sie die jungen Gäste und wandte sich vor allem an die israelische Delegation: „Gerade in diesen aufgewühlten Zeiten sind Veranstaltungen wie die Jugendtagung der DIJV von außerordentlicher Bedeutung und können nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ In diesem Zusammenhang bedankt sich die DIJV bei Bundesministerin Hubig für die großzügige Unterstützung der Jugendtagung. Ohne die finanzielle Förderung des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz wäre die Tagung nicht möglich gewesen.
Zu den emotionalsten Momenten der Woche gehörten die persönlichen Berichte zweier israelischer Teilnehmender über den 7. Oktober 2023. Noa, eine junge israelische Studentin, schilderte eindringlich, wie sie am Morgen des Nova Festivals nur knapp dem Terror entkam und mehr als acht Stunden versteckt auf dem schlammigen Boden in einem dornigen Busch ausharren musste, bis sie gerettet werden konnte. Dvir erzählte von dem schmerzlichen Verlust seiner Schwester, einer israelischen Soldatin, die an diesem Tag im Einsatz ihr Leben ließ. Tief betroffen hörten die jungen Teilnehmer zu – Augen voller Tränen und ihre Herzen voller Mitgefühl.
Auch das Rahmenprogramm ließ niemanden unberührt. Die Besuche in der Gedenkstätte Sachsenhausen, am Holocaust Mahnmal in Berlin und im Haus der Wannsee-Konferenz waren bewegende Begegnungen und ein Parforce-Ritt durch die jüngere deutsche Geschichte. Sie führten der Gruppe vor Augen, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen – für Demokratie, für Gerechtigkeit und für ein respektvolles Miteinander.
Nach sieben intensiven Tagen voller Diskussionen, Begegnungen und gemeinsamen Erlebnissen blieb am Ende mehr als eine nüchterne fachliche Weiterbildung: Es war bei allen das Gefühl entstanden, dass aus Fremden Freunde geworden waren – verbunden durch Vertrauen, gegenseitigen Respekt und die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft.