Das Schicksal jüdischer Juristinnen und Juristen der Bayerischen Justiz nach 1933 – Vortrag und Diskussion im Münchner Justizpalast

Diskussion und Vortrag im Münchener Justizpalast

„Antisemitismus, Extremismus und Terrorismus haben in Bayern keinen Platz“, mit diesen Worten eröffnete der Bayerische Justizminister Georg Eisenreich die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zu der die Deutsch-Israelische Juristenvereinigung und das Bayerische Staatsministerium der Justiz am 14. März 2022 eingeladen hatten. Im Zentrum des Abends stand der Vortrag des Historikers und Archivoberrat Dr. Reinhard Weber über das Schicksal jüdischer Juristen und Juristinnen der Bayerischen Justiz nach 1933.

Am Beispiel von Einzelschicksalen und deren Weg der Entrechtung gab er den Verfolgten Bediensteten der bayerischen Justiz Namen und Gesichter. Am Beispiel Emil Bacharach, Wilhelm Aron, Alfred Hartmann, Camill Sachs oder der Familie Silberschmidt dokumentierte Weber die dramatische, oft jahrelange Erniedrigung und Diskriminierung jüdischer Staatsanwälte, Richter und Rechtsanwälte, die in den meisten Fällen über Arbeits- oder Konzentrationslager in den Tod führte.

Andreas Franck (M) im Gespräch mit Dr. h.c. Charlotte Knobloch und Dr. Ronen Steinke

Im Anschluss an den Vortrag führten Oberstaatsanwalt Andreas Franck, der Zentrale Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Justiz, mit Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern und Dr. Ronen Steinke, promovierter Jurist, Autor und Redakteur der Süddeutschen Zeitung, ein ausführliches und hoch interessantes Gespräch über den Umgang der bayerischen Justiz mit dem Erbe der NS-Diktatur und ihre persönlichen Erfahrungen. "Ich bin als Tochter eines Rechtsanwalts in einem Unrechtsstaat aufgewachsen und habe selbst miterlebt, wie wüst sich der Hass gegen jüdische Juristen Bahn brach“, so Charlotte Knobloch, „Mein gottseliger Vater überlebte die NS-Zeit - und fasste danach wieder Vertrauen in die deutsche Justiz. Dieses Vertrauen zu rechtfertigen, bleibt die dauerhafte Aufgabe der demokratischen Rechtspflege." Und Dr. Ronen Steinke sieht einen positiven Wandel der Justiz in Bezug auf den erstarkenden Antisemitismus. Er sähe heute Antisemitismus-Beauftragte in den Gerichten, spüre dass Hate-Speach ernst genommen und juristisch verfolgt würde und dass angehende Juristen sich mit dem Dritten Reich und deren Verbrechen während des Studiums beschäftigten.